RSNplusGroßer Kampf auf 6. Schweiz-Etappe

Küng & Co. unterlagen im Armdrücken mit dem Feld

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Küng & Co. unterlagen im Armdrücken mit dem Feld"
Stefan Küng (Groupama - FDJ) auf der 6. Etappe der Tour de Suisse | Foto: Cor Vos

21.06.2025  |  (rsn) – Für Stefan Küng (Groupama – FDJ) hält die diesjährige Tour de Suisse nicht viele Chancen bereit. Das einzige Zeitfahren der 88. Ausgabe führt am Sonntag den Berg hinauf zur Stockhütte Emmetten, wobei auf zehn Kilometern mehr als 800 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die meisten anderen Etappen führten über bergiges Terrain – und das sechste Teilstück hatten die Sprinterteams für ihre schnellen Männer ausgemacht.

Obwohl die Zeichen also schlecht standen, wagte sich der Ostschweizer in die Offensive. “Es ging durch meine Heimatregion. Andernfalls wäre ich nicht in die Gruppe gegangen. Am Start waren meine Beine leer, zum Glück wurden sie dann im Rennverlauf etwas besser und zum Ende hin konnte ich es dann durchziehen“, sagte Küng nach einem harten Tag in der Fluchtgruppe, die einen Kilometer vor dem Ziel in Neuhausen eingefangen wurde, gegenüber Pro Cycling Net.

___STEADY_PAYWALL___

Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Romain Grégoire, seinem Landsmann Mauro Schmid (Jayco – AlUla) und dem Australier Harry Sweeny (EF Education – EasyPost) hatte er sich früh abgesetzt und einen Vorsprung von drei Minuten herausgefahren. “Wir hatten eine starke Gruppe, alle haben sehr gut gearbeitet. Wir mussten gar nicht viel miteinander reden, jeder hat alles gegeben. Es war so hart, es ist wie eine Art Armdrücken zwischen der Spitze und dem Feld“, erzählte der 31-Jährige, der bis knapp 50 Kilometer vor dem Ziel noch auf die Unterstützung durch Gregoire bauen konnte. An einer Welle musste der Auftaktsieger, der danach vier Tage in Gelb unterwegs war, dann aber dem Kräfteverlust Tribut zollen,

Trotz schlechter Aussichten gaben Stefan Küng (Groupama – FDJ) und seine Fluchtkollegen auf der 6. Etappe der Tour de Suisse alles, um den Sprinterteams ein Schnippchen zu schlagen. | Foto: Cor Vos

“Gregoire sollte mir nur helfen, in die Gruppe zu kommen. Als wir vorne waren, sagte ich ihm: ‘Du kannst die Beine hochnehmen, wenn du dich nach den Tagen, an denen du alles gegeben hast, nicht gut fühlst.‘ Aber er sagte: ‘Nein, nein, ich fahre mit, so lange es geht.‘ Das zeigt seine Mentalität und seinen Charakter. Er ist ein toller Bursche, er gibt immer 100 Prozent, für sich selbst und für das Team“, lobte Küng den 22-jährigen Franzosen.

Nur kurzzeitig durften die Ausreißer noch auf Verstärkung durch eine elfköpfige Verfolgergruppe hoffen, die vom aufmerksamen Feld aber schnell wieder eingefangen wurde. “Wir hörten von der Aktion hinter uns, und wenn sie sich einen gewissen Vorsprung herausgefahren hätten, dann hätten wir gewartet. Aber du wartest nicht, wenn sie eineinhalb Minuten hinter dir und nur eine Minuten vor dem Feld sind. So mussten wir weiter durchziehen“, sagte Küng, der sich keine Illusionen über die Aussichten auf einen erfolgreichen Fluchtversuch machte.

“Heute war ja die einzige Chance auf einen Sprint bei dieser Tour de Suisse und einige Teams waren von Anfang an einem Massensprint interessiert. Es war den ganzen Tag ein hohes Tempo, wir konnten uns also nie erholen. Und auf diesen Straßen, auf denen es rollt und die ich gut kenne, ist es besser, im Feld zu sein als in der Fluchtgruppe. Aber so lange du vorne bist und noch was in deinen Beinen hast, haust du alles raus“, fügte er an.

Für seine Vorstellung auf heimischen Straßen wurde Kung nach der Etappe als Kämpferischster Fahrer ausgezeichnet – und auf dem Podium konnte der Thurgauer schon wieder lachen. | Foto: Cor Vos

Mit dieser Einstellung hielt sich das verbliebene Trio überraschend lange vor dem Feld, das dann aber punktgenau eingangs des Schlusskilometers Küng und seine beiden Begleiter stellte und so den Massensprint herbeizwang. “Diesmal haben wir die Schlacht verloren, aber es war sehr knapp“, sagte der Schweizer Zeitfahrmeister, der damit weiter auf seinen ersten Saisonsieg warten muss.

Wegen der Geburt des zweiten Babys keine Tour?

Ob Küng wie ursprünglich geplant auch an der am 5. Juli in Lille beginnenden Tour de France wird teilnehmen können, ist mittlerweile zumindest offen. Seine Ehefrau Céline erwartet nämlich nach einer Fehlgeburt im Frühjahr 2024 das zweite gemeinsame Kind. “Es ist tatsächlich so, dass der Geburtstermin in diese Zeit fällt», bestätigte Küng nun am Rande der Tour de Suisse. “Ich habe das den Team-Verantwortlichen schon im Dezember mitgeteilt und gesagt, dass, ich nach Hause fahren würde, sobald die ersten Anzeichen bei meiner Frau da sind“, so der Thurgauer, dessen großes Ziel das 33 Kilometer lange Zeitfahren von Caen ist, das am fünften Tour-Tag über welliges Terrain führt und ihm beste Chancen auf den so lange herbei gesehnten ersten Etappensieg bei einer Frankreich-Rundfahrt bietet.

Noch ist nicht bekannt, ob Groupama – FDJ das Risiko eingeht, den routinierten Road Captain dennoch für die Frankreich-Rundfahrt einzuplanen oder angesichts der Umstände auf ihn verzichten wird. “Ich kann mit beiden Szenarien gut leben. Ich lebe für den Radsport. Aber so etwas ist mir schon nochmals wichtiger. Das versteht auch das Team“, fügte er an.

Fest steht jedoch, dass Küng nach sieben Jahren die französische Equipe verlassen wird.“ Ich habe dem Team mitgeteilt, dass ich am Ende der Saison wechseln werde“, zitierte die Linth-Zeitung den Klassiker-und Zeitfahrspezialisten. Zwar dürfen gemäß des Reglements des Radsport-Weltverbands UCI vor dem 1. August offiziell keine Teamwechsel beschlossen werden. Doch laut Linth-Zeitung deute vieles darauf hin, dass Küng zum Schweizer Zweitdivisionär Tudor wechseln wird. Er habe bei seiner neuen Mannschaft einen Mehrjahresvertrag unterschrieben, so Küng, ohne allerdings den Namen des Teams zu nennen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.06.2025Kämna: “Konnte zeigen, dass ich wieder auf dem alten Level bin“

(rsn) - In beeindruckender Manier gewann Joao Almeida (UAE – Emirates- XRG) die Tour de Suisse. Die im Verhältnis größere Leistung erbrachte aber Lennard Kämna (Lidl – Trek) auf Platz sechs de

24.06.2025Alaphilippe kommt pünktlich zur Tour de France in Top-Form

(rsn) – Auch wenn er im abschließenden Zeitfahren der Tour de Suisse noch seinen Podiumsplatz abgeben musste, so konnte Julian Alaphilippe mit seinem Auftritt bei der Generalprobe auf die Frankreic

23.06.2025“Gute Wahl“: Meeus nutzt Ausnahmeregelung

(rsn) – Von der Schweiz nach Kopenhagen in 48 Stunden – und dabei zwei Siege eingefahren: Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat dieses Kunststück möglich gemacht. Am 20. Juni gewann

22.06.2025Vauquelin verliert gegen Almeida im Kampf David gegen Goliath

(rsn) - Obwohl die 88. Tour de Suisse in einem Einzelzeitfahren sozusagen Mann gegen Mann entschieden wurde, war es bei den Mannschaften eine Konstellation David gegen Goliath: Joao Almeida (UAE –

22.06.2025Almeida zieht mit Zeitfahrsieg noch an Vauquelin vorbei

(rsn) - Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat 8. Etappe und die 88. Tour de Suisse (2.UWT) gewonnen. Im Bergzeitfahren von Beckenried nach Stockhütte war der Portugiese am Schlusstag nach 10,1

22.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) – Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat mit seinem dritten Etappensieg die 88. Ausgabe der Tour de Suisse für sich entschieden. Der 26-jährige Portugiese setzte sich im abschließenden

22.06.2025Startzeiten des Bergzeitfahrens der Tour de Suisse

(rsn) - Olivier Le Gac (Groupama – FDJ) wird um 11:38 Uhr das entscheidende Einzelzeitfahren der 88. Tour de Suisse eröffnen. Die Strecke führt über 10,1 Kilometer von Beckenried zur auf 1.268 Me

21.06.2025Highlight-Video der 7. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) – Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat bei der 88. Tour de Suisse seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der 26-jährige Portugiese ließ auf 7. Etappe über 207,3 Kilometer zwischen Neu

21.06.2025Almeida schlägt Vauquelin, macht aber nur sechs Sekunden gut

(rsn) - Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) hat die mit 207 Kilometern längste Etappe der der 88. Tour de Suisse (2.UWT) gewonnen. Der Portugiese war in Emmetten am Ende des 3,9 Kilometer langen

20.06.2025Highlight-Video der 6. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) – Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat auf der 6. Etappe der Tour de Suisse die perfekte Vorarbeit seines Anfahrers Danny van Poppel mit seinem zweiten Saisonsieg gekrönt. Der 26

20.06.2025Van Poppel lanciert Meeus am Rheinfall an allen vorbei

(rsn) – Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat die 6. Etappe der 88. Tour de Suisse von Chur nach Neuhausen am Rheinfall gewonnen. Nach 186 Kilometern war der Belgier im Massensprint schn

20.06.2025Red-Bull-Sprinter Meeus hofft in Neuhausen auf seine Chance

(rsn) – Nachdem Teamkollege Aleksandr Vlasov auf der gestrigen 5. Etappe das Bergtrikot erobert hat, hofft Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) am Ende der auf dem Papier leichtesten Etappe

Weitere Radsportnachrichten

24.06.2025Hoole gelingt in den Niederlanden die Titelverteidigung

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

24.06.2025Bredewold entthront in den Niederlanden Markus

(rsn) – Die vorletzte Juniwoche ist auch in diesem Jahr den Nationalen Meisterschaften vorbehalten. Zunächst stehen die Wettbewerbe im Zeitfahren an, ehe am Wochenende die Straßenrennen folgen. W

24.06.2025Ulissi jubelt erstmals im Trikot von XDS-Astana

(rsn) – Mit einem Soloritt über 35 Kilometer hat Diego Ulissi (XDS – Astana) den 86. Giro dell´Appennino (1.1) für sich entschieden. Der 35-jährige Italiener attackierte im letzten Anstieg des

24.06.2025Die Aufgebot für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

24.06.2025Offiziell: Visma- Lease a Bike ohne Niederländer zur Tour

(rsn) – Als zweites Team nach dem norwegischen Zweitdivisionär Uno-X Mobility hat Visma – Lease a Bike sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnende 112. Tour de France bekanntgegeben. An

24.06.2025Tour-Podium für Lipowitz? Ruhig Blut!

(rsn) – Florian Lipowitz ist ein bärenstarkes Critérium du Dauphiné gefahren. Der 24-Jährige war hinter den Überfliegern Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard der drittstärkste Mann im Feld, schl

24.06.2025Kämna: “Konnte zeigen, dass ich wieder auf dem alten Level bin“

(rsn) - In beeindruckender Manier gewann Joao Almeida (UAE – Emirates- XRG) die Tour de Suisse. Die im Verhältnis größere Leistung erbrachte aber Lennard Kämna (Lidl – Trek) auf Platz sechs de

24.06.2025Straßen-DM im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Ende Juni stehen traditionell die Nationalen Meisterschaften an. In Deutschland entwickelten sich die Männer-Disziplinen in den letzten Jahren meist zu einer Angelegenheit für Bora - hansgr

24.06.2025Groupama verlängert mit Road Captain Russo

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

24.06.2025Alaphilippe kommt pünktlich zur Tour de France in Top-Form

(rsn) – Auch wenn er im abschließenden Zeitfahren der Tour de Suisse noch seinen Podiumsplatz abgeben musste, so konnte Julian Alaphilippe mit seinem Auftritt bei der Generalprobe auf die Frankreic

24.06.2025Evenepoel und Schachmann erkunden den Col de la Loze

(rsn) – Nach Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe), Wout van Aert und Jonas Vingegaard (beide Visma – Lease a Bike) hat nun auch Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) einen der möglic

24.06.202522 Teams starten beim 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Insgesamt 22 Teams werden am kommenden Giro d’Italia Women (2.WWT / 6. – 13. Juli) teilnehmen. Das kündigte der Organisator RCS Sport in einer Pressemitteilung an. Zu den 15 Aufgebote

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine
OSZAR »